Lustig zu sehen, was dabei herauskommt, wenn sich sieben Menschen treffen und einer davon plötzlich sagt: „So, und jetzt erzählt mal jeder wie er vor zehn Jahren war und was er damals so getrieben hat.“
Die Story beginnt jedenfalls in medias res mit dem Klassiker aller wie-sah-ich-damals-aus-Anmerkungen von Frauen – der Haarfarbe. Und schon werden aus gelegentlichen Tönungen die knalligsten Haarfarben, die man sich nur vorstellen kann. Seit gestern Abend wissen wir auch, was passiert, wenn die eigenen Eltern einem auf dem Balkan wohnend sogenannte Freiheiten lassen. Dann entsteht nämlich das Phänomen des personalisierten Punk-Rokoko. Da das Nachschlagen im Fremdwörterbuch an dieser Stelle mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht weiterhelfen wird, versuche ich mich an einer knappen Definition:
Punk-Rokoko – Ein von tupierten Haaren, großzügig verwendetem Make-up sowie selbst in Klamotten genähten Spitzeneinsätzen geprägter Kleidungs- und Persönlichkeitsstil als Ausdruck des Verliebt-Seins in den beliebtesten Jungen der Schule.
Als art- und seelenverwandt mit dem Begriff des Punk-Rokoko zu bezeichnen ist die gute Marie Punkoinette, welche als stylishes Erweiterungsset zur Antoinette mit gleichem Vornamen interpretiert werden kann. Während es sich allerdings bei Marie Antoinette um eine eher negativ konnotierte Persönlichkeit handelt, welche durchaus große Schwierigkeiten dabei hat, sich als Fan von Revolutionen zu outen, hat Marie Punkoinette in unserem Dunstkreis keine großen Schwierigkeiten, Sympathie hervorzurufen. Eine Gemeinsamkeit könnten jedoch die zeitweise getragenen vergoldeten Haare darstellen. Und um noch auf einen weiteren Bezugspunkt zwischen Punk-Rokoko und Marie Punkoinette hinzuweisen würde ich nur noch gerne anmerken, dass die Stilrichtung des Punk-Rokoko öfters mal Probleme mit der geschichtlich bisher eher nicht-relevanten Figur des Stauders bekommt, was vor allem an der ausgesprochen positiv zu beurteilenden Fähigkeit liegt, sich nicht andauernd Gedanken über die Zeit machen zu müssen. Auf der anderen Seite hat Marie Punkoinette eine Eigenschaft des Stinktieres gemein. Nein, nicht das was du jetzt denkst! Es handelt sich hierbei vielmehr um die geometrische Aufteilung zwischen schwarzem und weißem Fell auf dem Kopf. Wo liegt da jetzt der Bezugspunkt fragst du dich? Naja Stauder und Stinktier? Das ist doch eine Alliteration, oder?
In dieser Runde kann man auch lernen, dass ein Sinologie-Studium auf der einen Seite ein hohes Maß an Strebsamkeit erfordert, auf der anderen Seite aber auch alle paar Wochen den Besuch einer Würzburger Diskothek erlaubt.
Nun bleibt noch die Frage, was Banja Luka mit Pannajuka zu tun hat. Nun, das eine ist die allgemein anerkannte Schreibweise einer Stadt im Norden von Bosnien und Herzegowina und das andere ist die spontan durch mich anerkannte Schreibweise einer Stadt im Norden von Bosnien und Herzegowina. Was passiert also, wenn man als Kroate in einer Stadt wohnt, in der Serben neunzehn Zwanzigstel der Bevölkerung ausmachen und neun von zehn Bürgern weiblich sind? Ist doch klar, man wohnt beim Bischof.
Außerdem hat es sich als äußerst nützlich erwiesen, als junges Mädchen im Irak zwei Brüder zu haben. So kann jegliches Interesse durch das andere Geschlecht sofort im Keim erstickt werden. Achja, und falls noch jemand mit dem Gedanken spielt, zum orthodoxen Glauben zu konvertieren. Der Gottesdienst dauert zwei Stunden, also überlegt es euch noch einmal gut!
– Es ist doch einfach nur traurig. Man sitzt zu siebt an einem Tisch und erzählt sich,
was vor zehn Jahren passiert ist. Bei drei von sieben war Krieg.