Durchaus Simvolles

…das manchmal auch eher simlos sein kann

Kategorie: Universitäres

Rundendrehen


Runden drehen auf dem Sportplatz oder mit dem Fahrrad oder mit sonst irgendeinem Fortbewegungsmittel kann durchaus Spaß machen. Runden in der Mathematik ist ja auch allgemein anerkannt als vereinfachendes Element zur Durchführung von komplizierten Rechnungen. Trotzdem habe ich mich schon öfters während Prüfungen gefragt, was sich die Professoren und Dozenten eigentlich unter Runden so vorstellen. Denken sie während der Erstellung der Klausuren auch nur mal eine Sekunde darüber nach, was das von ihnen in die Aufgabenstellung Geschriebene eigentlich auslöst und von den Prüflingen fordert? Dort stehen dann Dinge wie zum Beispiel: „Zwischenergebnisse bitte auf sechs Stellen runden. Endergebnisse bitte auf vier Stellen runden.“ Zwischenergebnisse haben ja, wie in Professoren- und Dozentenkreisen eigentlich allgemein bekannt sein sollte, die Eigenschaft während der weiteren Rechnung Weiterverwendung zu erfahren. Man rechnet also munter drauf los verschiedenste Kostenstellen eines fiktiven Unternehmens in Millionenhöhe aus, rundet diese dann auf sagenhafte sechs Stellen und hat ganz viel Spaß dabei nebenbei die Uhrzeiger zu beobachten, die sich mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit dem Veranstaltungsende nähern. Anschließend tippt man jede dieser durchschnittlich zwölfstelligen Zahlen mehrmals in den Taschenrechner ein, um unterschiedliche Quoten auszurechnen. Wenn also fünf Kostenpunkte mit den dazugehörigen drei Quoten ausgerechnet werden sollen, tippe ich also fünfzehnmal eine zwölfstellige Zahl in den Taschenrechner ein, vernachlässigt man mal die etwa fünf- bis sechsstelligen Zahlen, die zu jeder dieser einzelnen Rechnungen ja ebenfalls noch getippt werden müssen. Und dann kommt es am Ende zur Krönung des Gesamtkunstwerks. Vor einem liegt ein maschinell erstellter Lösungsbogen, der noch um einiges maschineller später automatisch die eingetragenen Ergebnisse ausliest und die passende Note ausspuckt. Haue ich also aus Versehen an der fünften Nachkommastelle der Kosten der Kostenstelle Bonusreisen für überdurchschnittlich motivierte Mitarbeiter nach Rumänien eine vier statt eine zwei in die Tasten, hätte ich in den zwanzig Minuten davor die Amselfamilie draußen im Ahorn durch das verschmierte Fenster beobachten können, die gerade mit dem Nestbau beschäftigt ist. Herausgekommen wäre für mich das Gleiche, nämlich eine Zahl, die meist die Form des Buchstaben O annimmt. Fast hätte ich noch vergessen beiläufig zu erwähnen, dass es für jeden anwesenden Geprüften noch exakt einen Lösungsbogen gibt, falls man mal die dritte Nachkommastelle mit der nach der Prüfung erwarteten Note verwechseln sollte.

Dekan vs. Kripke


Schavan tritt zurück. Und als Begründung gibt sie nicht das Abschreiben bei Anderen an, sondern die Tatsache, dass sie nicht Bildungs- und Wissenschaftsministerin sein kann während sie eine Universität verklagt. Na wenn das so ist hätte sie doch eigentlich im Amt bleiben können? Denn zu dieser schwachsinnigen und völlig aussichtslosen Klage hat sie ja niemand gezwungen! Ihren Ausführungen nach hätte sie doch einfach die Möglichkeit gehabt zu akzeptieren , dass ihr die Uni Düsseldorf den Titel wegnimmt und weiter für ihre Studiengebühren demonstrieren können. Aber nein, jetzt muss eine neue Ministerin her, nur weil die werte Frau Schavan in einem verzweifelten Versuch, ihr eigenes Gesicht zu bewahren, die Uni verklagen muss. Hat sich dieser Dekan der Uni in Düsseldorf, der übrigens exakt die gleiche Aussprache und die gleiche Mimik hat wie die Figur Kripke aus der Serie ‚The Big Bang Theory‘ (Dekan: http://www.youtube.com/watch?v=upvHOku2_uI und Kripke: http://www.youtube.com/watch?v=YGthuAMBdF8), nicht klar ausgedrückt? Die lachen sich angesichts der Klage wahrscheinlich schlapp und fragen sich erfolglos, ob es noch sinnlosere Reaktionen auf die Aberkennung des Doktortitels geben könnte.

Prokrastinationsolympiade


Während dem Semester türmen sich die Dokumentenstapel auf dem durchschnittlichen Studentenschreibtisch bis ins Unermessliche, manchmal bis in die Wohnung desjenigen, der eine Etage höher wohnt. Kurz vor den Prüfungen kann dann ein sehr selten auftretendes Phänomen beobachtet werden. Der Durchschnittsstudent räumt den Schreibtisch auf! Meistens kommt es zu diversen Begleiterscheinungen. Nicht nur der Schreibtisch, sondern die ganze Wohnung wird auf das Penibelste ausgemistet, aufgeräumt und geputzt! Bis alles glänzt wie die Stirn von Rainer Brüderle, als er den letzten Stern aufgeschlagen hat und noch viel weiter! Der Grund dafür lässt sich mit meinem persönlichen Unwort des Jahres auf den Punkt bringen: Prokrastination. Es nervt! Überall begegnet man diesem äußerst hässlichen Wort, das mittlerweile schon als Verb etabliert wurde: prokrastinieren. Noch hässlicher als das Substantiv oder? Die psychologische Studienberatung wirbt mit Tipps, wie man das Wort mit P besiegen kann. Ich hatte sogar ein Seminar in Verhaltensökonomie, in der ein Arbeitsthema dieses Wort mit tion am Ende behandelt hat! Die Lernphase beginnt ein paar Tage vor den Prüfungen, denn davor hatte man aufgrund von gutem Wetter, freundschaftlichen Verpflichtungen, akutem Schlafbedarf, komplizierten Kreuzworträtseln und Sudokus, illegalen Livestreams von Sportveranstaltungen, legalen TV-Programmen, Trash-Literatur und dem täglichen Kampf mit der inneren Wollmilchsau eher zu wenig als zu viel Zeit. Tausende Studenten (bin ich jetzt ein Sexist, wenn ich nicht explizit darauf hinweise, dass es selbstverständlich auch Studentinnen gibt?) versuchen sich an den Schreibtisch zu setzen um das Lernen anzufangen und stellen wenig später fest, dass sie sich nicht konzentrieren können, weil ihnen erstens ihre tagtäglichen Hirndoping-Mittel ausgegangen sind und es zweitens vor ihnen aussieht wie, den aktuellen Ausgaben von diversen Nerd-Journals nach, kurz nach dem Urknall. Die logische Folge ist das Putzen jedes noch so kleinen Winkels der Wohnung und das Verfassen einer Check-Liste, auf der fehlende, aber sehr dringend benötigte Büroartikel sorgfältig in schönster Schreibschrift aufgelistet werden. Zum Beispiel einen Bleistift mit Härtegrad 2H, da man nur einen mit H und einen mit 3H in den Tiefen der ebenfalls urknalligen Schreibtischschubladen gefunden hat, irgendwo. Anschließend wird jeder einzelne Punkt noch bunt und farbig gemacht. Nach dem man dann im Büroartikelfachmarkt war ist man bestens auf die nach den verschiedenen Ordnungsvorgängen und Säuberungskapiteln noch verbleibenden eineinhalb Tage vorbereitet und beruhigt sich, dass man ja zusätzlich noch zwei Nächte zur Verfügung hat.

Jobangebot für Armstrong


Einer sehr interessanten neuen Studie zur Folge nimmt rund jeder fünfte Student leistungssteigernde Mittel zu sich, um bessere Leistungen erzielen zu können oder um einfach nur durchzuhalten. Mal abgesehen von der durchaus wichtigen Frage danach, wie es zu solch einer extremen Entwicklung kommen konnte (*räusper*Bologna*hüstel*), hier ein kleiner Auszug aus dem Studentenmedizinschränkchen:

  • Koffein: Wenn, wie für die meisten wohl gilt, morgens um 11 die Vorlesungen anfangen, führt der erste Weg zum Kaffeewagen im Hörsaalgebäude, um sich eine ordentliche Portion bitteres Gesöff abzuholen, das ohne drei Pfund Zucker nicht zu trinken ist. Aber ohne die Aussicht auf den täglichen dampfenden Pappbecher würde der Durchschnittsstudent wohl erst zu den 14 Uhr – Vorlesungen erscheinen. Dann gibt es aber noch die Hardcore-Koffeiner! Woran erkennt man diese Spezies? An einer makellosen Stempelkarte ohne den geringsten Kratzer oder Knick der Kaffeebar für den gehobenen Anspruch. Zweite Eigenschaft der Stempelkarte? 10 von 10 Stempel!
  • Alzheimer-Medikamente: Es gibt tatsächlich Studenten, die derartige Pillen zu sich nehmen. Da frage ich mich doch zuerst, wo sie überhaupt solche Präparate herbekommen. Meiner Ansicht nach gibt es zwei Möglichkeiten, die in Frage kommen, beide sind jedoch moralisch äußerst fragwürdig. Erstere wäre der Diebstahl der so heiß und innig geliebten Oma, zweitere die Verschreibung durch einen Arzt. Ok, zugegeben klingt es komisch, wenn ein Mediziner einem 22-Jährigen Zugang zu Medikamenten gegen Alzheimer verschafft. Wahrscheinlich irgendwelches pflanzliches Unkraut.
  • Ritalin: Normalerweise eingenommen von den armen Geschöpfen, bei denen ADHS diagnostiziert wurde. Was soll die Einnahme bei Studenten bewirken? Konzentrationserhöhung? Gegen Lampenfieber? Man weiß es nicht. Die einzig sinnvolle Anwendung wäre meiner Meinung nach die Verabreichung an nervige WG-Mitbewohner. Und in den Vorlesungen sehen die meisten eher so aus, als bräuchten sie eine Dose Red Bull, anstatt einer Tablette gegen hyperaktives Verhalten!

Da ist es ja nur noch eine Frage der Zeit, bis Lance Armstrong wieder einen Job hat. Neben seiner Bürotür im Flügel der Studienberatung steht dann auf einem Schild: „Wie dope ich richtig und effektiv? Ich teile meine Erfahrung mit Ihnen! Sprechzeiten Mo-Mi jeweils 3.00-4.00 Uhr.“

Neonere Plakataktion


Das Volksbegehren zur Abschaffung der Studiengebühren steht kurz vor dem erfolgreichen Abschluss. Anscheinend wurde es tatsächlich geschafft, durch dutzende neonfarbene Riesenplakate, bei deren Anblick man denkt, es fliegen einem die Augen aus den Höhlen, in jedem Kuhkaff, die benötigten zehn Prozent der bayrischen Bürger in die Rathäuser zu bringen. Selbstverständlich wurde nicht versäumt, auf die sowieso schon schmerzerregenden Poster ein paar Tage vor Fristende nochmal in Form einer grellen Erinnerung, natürlich in einer neoneren (Steigerung von neon?) Farbe, auf den 30. Januar hinzuweisen, den letzten Tag, an dem man sich eintragen konnte. Normalerweise würde ich ja denken, dass der Volksentscheid, der angeblich dann im Sommer oder Herbst stattfinden wird, vielleicht im Sommer oder Herbst stattfinden wird, aber im Nächsten. Aber dieses Jahr ist ja Bundestagswahl, und die CSU wird den Erfolg des Volksbegehren garantiert als Erfolg der Partei werten, da sie sich ja ausgerechnet kurz davor dazu entschlossen hat, jetzt gegen Studiengebühren zu sein. Da kann es durchaus sein, dass Seehofer & Co dafür sorgen werden, dass der Volksentscheid möglichst bald ausgetragen wird. Und am Ende wird es dann sein wie zurzeit immer. Die FDP kann es sich jetzt nicht mehr leisten von heute auf morgen für die Abschaffung zu sein, wird bei der Landtagswahl in der Versenkung verschwinden. Und der Name Heubisch wird ein paar Wochen nach der Wahl vergessen sein.

EE – kurz für Europäische Entropie


Die derzeitige europäische Situation könnte man als Krise aufgrund von zwei geschlossenen Systemen bezeichnen. Die Schuldenkrise mal ausgeschlossen stehen sich zur Zeit auf der einen Seite das vereinigte Königreich der scheinbar nicht kaputt zu kriegenden Queen und auf der anderen Seite die Kontinentaleuropäer gegenüber. Beide Parteien sind allerdings nicht nur durch den Ärmelkanal getrennt. Die einen haben den Euro, wegen dem die Hälfte der EU-Länder nichts mehr exportiert bekommt wodurch die Wirtschaftsleistung schrumpft. Die Inselbewohner bezahlen mit Pfund, weil sie sich für etwas Besseres halten und mit den Schulden der Anderen nichts zu tun haben wollen. Der erste Satz der Thermodynamik besagt, dass die Entropie eines geschlossenen Systems stets zunimmt und dass bei der Vereinigung zweier Systeme die Entropie des Gesamtsystems größer ist als die Entropien der beiden einzelnen Systeme. Wenn die Briten also irgendwann tatsächlich den Euro einführen (was nie passieren wird) entsteht demnach ein noch viel größeres Chaos als der momentane Betrag der Chaossumme aus Inselchaos und Kontinentalchaos anzeigt. Außerdem nimmt das Chaos stets zu, was bedeutet, dass sich die EU nicht wieder von der Schuldenkrise erholen, sondern dass die Währung Euro nicht mehr allzu lange existieren wird, weil er unter der riesigen Schuldenlast kollabiert. All das lernen wir, wenn man den ersten Hauptsatz der Thermodynamik auf die Europäische Union anwendet. Jetzt möge man sich fragen, was die Thermodynamik mit der Europäischen Union zu tun hat. Die Antwort ist simpel und lautet: Nichts. Aber wer weiß, vielleicht bewahrheitet sich ja etwas von dem, was der erste Hauptsatz der Thermodynamik der Europäischen Union prophezeit. Wenn das Gezanke so weiter geht wie bisher wird Europa samt Gemeinschaftswährung und -sinn bald in einem riesigen schwarzen Loch verschwinden.

Von Schupfnudeln und Wattwürmern


Ab heute kann man sich in den Rathäusern mit einer Unterschrift für die Abschaffung der Studiengebühren in unserem geliebten Bundesland Bayern stark machen. Da gibt es nur diverse Haken. Man könnte ja meinen, dass jede Studentin und jeder Student, die/der in Bayern eine Universität besucht, etwas dafür tun kann, um sich von den etwa 1000 Euro pro Jahr zu befreien. Lustigerweise ist es aber so, dass ein waschechter Fischkopp aus Hamburg mit dortigem Erstwohnsitz, der in Augsburg Linguistik studiert, weil er auf Schwäbisch und Schupfnudeln steht, im nächstgelegenen Rathaus abgewiesen wird, da er nicht in Bayern gemeldet ist. Trotzdem zahlt er hunderte Euros im Semester, um weiterhin die Geschichte des schwäbischen Dialekts studieren und auf dem Weihnachtsmarkt Schupfnudeln zu unverschämten Preisen mampfen zu können. Ein separatistisch veranlagter Franke jedoch, der an der Kieler Uni für Meeresbiologie immatrikuliert ist, weil er auf Wattwürmer steht, könnte sich im Nürnberger Rathaus in die Liste eintragen, hat jedoch überhaupt kein Interesse daran, denn er muss ja ohnehin nichts für seine Bildung zahlen. Außerdem ist er jetzt, mitten im Wintersemester, wohl nicht daran interessiert, die beschwerliche Fahrt quer durch Deutschland auf sich zu nehmen um das heimische Rathaus aufzusuchen. Aus diesen Gründen bin ich sehr gespannt, ob meine Kommilitoninnen und Kommilitonen in Bayern es tatsächlich schaffen jeweils zwei bis drei in Bayern ansässige Nichtstudenten dazu animieren zu können, sich im Rathaus registrieren zu lassen. Denn diese Zahl wird dazu nötig sein, die 940.000 Unterschriften zu sammeln, die für die Abschaffung der Studiengebühren nötig wären.

Universitätspräsidiumsbauten


Ich versuche jetzt seit über zwei Wochen bei der Uni eine neue TAN-Liste, die ich für die Prüfungsanmeldung brauche, zu beantragen. Ich weiß nicht was daran so schwer sein soll eine neue Liste auszudrucken, in einen Umschlag zu stecken und an die richtige Adresse zu schicken. Und am Telefon sind dann immer alle wahnsinnig freundlich: „Ja, das ist überhaupt kein Problem. Morgen wird eine neue Liste losgeschickt!“ Die Uni-Bürokratie ist echt der Wahnsinn! An einem Tag erzählen sie einem etwas, von was der Gesprächspartner ein paar Tage später nichts weiß, beziehungsweise wissen will, weil er das gar nicht durfte, was er machte oder zumindest versprach aber nicht tat. So ähnlich wie der letzte Satz läuft das ab in den ersten und zweiten Etagen der Universitätspräsidiumsbauten. Sauerei!